STREUBOSTWIESEN - jeder Baum zählt!
Definition und Ursprung
Streuobstwiesen sind traditionelle Kulturlandschaften, die sich durch locker verteilte hochstämmige Obstbäume auf einer Wiese auszeichnen. Sie entstanden vor Jahrhunderten als Mischform zwischen Landwirtschaft und Obstbau und prägen bis heute viele Regionen Mitteleuropas. Anders als Obstplantagen sind sie **extensiv bewirtschaftet**, ohne intensive Düngung oder Pestizideinsatz. Seit 2021 gelten sie als immaterielles Kulturerbe.
Ökologische Bedeutung
Artenvielfalt: Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Europas. Bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten finden hier Platz – darunter seltene Vögel (Steinkauz, Gartenrotschwanz), Insekten (Wildbienen, Schmetterlinge), Fledermäuse und Kleinsäuger.
Strukturvielfalt: Alte Bäume mit Höhlen bieten Brutplätze, Totholz dient als Lebensraum für Insekten. Die Kombination aus Wiese, Bäumen und Hecken schafft ökologische Nischen.
Klimaschutz: Sie binden CO₂, fördern die Grundwasserbildung und schützen den Boden vor Erosion.
Bestäubung: Sie sind ein wichtiger Rückzugsort für Bestäuber wie Honig- und Wildbienen.
Kultureller und wirtschaftlicher Wert
Erhalt alter Sorten: Viele traditionelle Apfel-, Birnen- und Kirschsorten überleben nur in Streuobstwiesen.
Regionale Produkte: Sie liefern Obst für Saft, Most, Marmelade und Edelbrände – oft in Bioqualität mit geringem Pflegeaufwand für die Bäume.
Landschaftsbild: Sie prägen das typische Bild vieler Regionen und sind touristisch attraktiv.
Pflege und Erhalt
Damit Streuobstwiesen langfristig bestehen, sind folgende Maßnahmen wichtig:
- Baumschnitt alle 3 bis 6 Jahre zur Erhaltung der Vitalität und Fruchtqualität.
- Wiesenpflege mit 1–2 Schnitte pro Jahr oder extensive Beweidung mit Schafen oder Rindern.
- Nachpflanzung mit jungen Bäumen, um den Altersdurchschnitt auszugleichen.
- Misteln schwächen die Bäume und müssen regelmäßig entfernt werden.
Förderprogramme
Z.B. 1000 schnittige Obstbäume des Landkreises Ravensburg, Förderung durch das Land Baden Württemberg und teilweise durch die Kommunen.
Bedrohungen
Flächenverlust durch Bebauung und Intensivierung der Landwirtschaft verschwinden Streuobstwiesen.
Überalterung durch fehlende Nachpflanzungen.
Pflegemangel, ohne Schnitt und Wiesenpflege verfallen die Bestände.
Ganze Bestände werden durch die Misteln bedroht.
Artenvielfalt (Beispiele, es gibt noch viel mehr)
Pflanzen: Margeriten, Glockenblumen, Wiesensalbei.
Insekten: Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer.
Vögel: Steinkauz, Wendehals, Spechte.
Säugetiere: Igel, Siebenschläfer.
Amphibien/Reptilien: Grasfrosch, Zauneidechse.
Darum sind Streuobstwiesen so wichtig! Sie verbinden Naturschutz, Kulturerbe und nachhaltige Landwirtschaft. Ihr Erhalt ist entscheidend für Biodiversität, Klimaschutz und regionale Identität.